Offener Brief an
Oberbürgermeisterin Reker und Bezirksbürgermeister Hupke Verlust eines
Kölner Verkehrsdenkmals
Um den Abriss der Plattformen des früheren
internationalen Hubschrauberflughafen Köln zu
verhindern, wurde dieser offene Brief an Oberbürgermeisterin Reker und
den Bezirksbürgermeister Hupke verschickt. In Kopie erhielten diesen
Brief auch Mitglieder der einzelnen Aussüsse, soweit sie eine
Eailadresse der Stadt Köln hatte. Leider war die nicht einmal bei der
Hälfte der Politiker vorhanden. Außerdem erhielten diesen Brief noch
diverse Redaktionsbüros von Print- und Multimediaunternehmen sowie
Kölner Stadtgeschichtler.
Offener Brief - Betreff: Verlust eines
Kölner Verkehrsdenkmals
Sehr geehrte Frau
Oberbürgermeisterin Reker, sehr geehrter Herr Bezirksbürgermeister
Hupke
Hiermit bitte ich Sie als oberste Denkmalschützerin
Kölns und als Bezirksbürgermeister um den Erhalt eines
luftfahrthistorischen Platzes, der auf Grund von Planungen, bei
denen mit großer Wahrscheinlichkeit der historische Wert nicht
bedacht wurde, verschwinden soll. Dabei handelt es sich um die Reste
des internationalen Hubschrauberlandeplatz der Sabena im Inneren
Grüngürtel an der Venloerstraße. Der Hubschrauberflughafen war einer
von drei internationalen Flughäfen Kölns. Von 1950 bis 1966 betrieb
die Sabena einen Zubringerdienst von Deutschland nach Belgien um
Deutschen den Flug nach Amerika zu ermöglichen. Damals durfte
Deutschland bzw. die Lufthansa noch keine transatlantischen Flüge
durchführen. Der erste Flug der Lufthansa von Köln-Wahn nach New
York wurde erst am 30. April 1961 im Beisein von Kardinal Frings
gestartet. Vorher mussten die Passagiere u. a. in Köln von der
belgischen Sabena am Heliport an der Venloerstraße eingeladen und
mit Hubschraubern nach Brüssel geflogen werden. Dort nutzten die
Passagiere dann die transatlantischen Flüge von Europa nach Amerika
bzw. zurück mit der Sabena. Natürlich wurde der Heliport auch für
den regulären Flugdienst zu den belgischen Großstädten genutzt.
Weitere Informationen sowie Fotos finden Sie hier:
www.luftfahrtarchiv-koeln.de/hubschrauberflughafen.htm
Nach der Stilllegung wurde die Landeplattform ab 1995 mit
Basketballkörben ausgestattet. Dies ist auch leicht zu erkennen
durch die quadratische, für ein Basketballfeld, ungewöhnliche Form.
Im Rahmen eines gesponserten Neubaus und kommerzielle Nutzung eines
Basketballfelds – als SNIPES-Court bezeichnet - durch die Firma
Snipes SE (Sportbekleidung) direkt daneben soll nun diese
Landeplatte, der Verbindungsweg sowie die Betonplatte des nicht mehr
vorhandenen Flughafengebäude als Ausgleichsfläche abgerissen und mit
Rasen eingesät werden -> §4 „Bau / Instandhaltung /
Entsiegelung“.
https://ratsinformation.stadt-koeln.de/getfile.asp?id=774787&type=do&
Dazu finden die Sitzungen der BV Innenstadt, des Ausschuss
für Umwelt und Grün, des Sportausschuss, des Finanzausschuss, des
Jugendhilfeausschuss sowie des Sportausschuss ab dem 25. August 2020
statt.
https://ratsinformation.stadt-koeln.de/vo0051.asp?__kvonr=95589
Anhand dieser drei verbundenen befestigten Felder kann die
Funktion des Flughafens noch sehr gut erkannt werden. Durch den
Erhalt dieser Flächen kann die Mobilitätsgeschichte des
Innenstadtbezirks von Köln erzählt werden. Dies wäre nach dem
Wasserflugzeughafen an St. Kunibert der zweite internationale
Flughafen im Innenstadtbereich. Welche andere Stadt weltweit hat
schon so etwas? Wie man in anderen Bezirken sehen kann, wächst das
Interesse und damit die Bereitschaft der Bezirksvertretungen zum
Erhalt historischer Stätten. Obwohl es zu der Geschichte des
Heliport diverse Berichte in den Medien gab, taucht dieser wichtige
historische Aspekt aber leider nicht in den Vorlagen auf. Jetzt
durch den Abriss als Ausgleich für Grünfläche der Neubau unterstützt
werden. Stadtgeschichte wird wieder einmal außer Acht gelassen. Da
es sich um eine für Köln wichtigen Luftfahrtstätte der
Nachkriegszeit handelt, möchte ich Sie hiermit eindringlich bitten
dafür zu sorgen, dass die Landeplattform, die Platte des
Flughafengebäudes sowie der Verbindungsweg NICHT abgerissen werden.
Auch wenn es kein amtliches Denkmal ist, handelt es sich um ein
Verkehrsdenkmal der unmittelbaren Nachkriegszeit, das zeigt, dass
ein direkter Flug von Deutschland nach Amerika nicht
selbstverständlich war. Auch die sehr kleine Ausdehnung dieses
wahrscheinlich kleinsten internationalen Flughafen Deutschlands
begründet einen Erhalt. Aber auch im Hinblick auf den Einsatz von
Helikoptern für den unmittelbaren Zustelldienst sowie ÖPNV machen
diese Luftfahrtstätte zu etwas Besonderem. Der Abriss und Ersatz
durch eine simple Rasenfläche wäre blamabel für die Stadt Köln.
Obwohl Köln die bedeutendste Luftfahrtgeschichte aller deutschen
Metropolen hat und am Beispiel der Kölner Luftfahrtgeschichte die
deutsche Luftfahrtgeschichte erzählt werden kann, haben wir fast
alle Erinnerungsstätten verloren, wobei der Abriss weiter geht.
Die in der Beschlussvorlage 1619/2020 benannten
Instandhaltungsmaßnahmen können sich nur auf die Erneuerung der vier
Basketballkörbe beziehen. Wobei auch deren Zustand durchaus als gut
bezeichnet werden kann. Wie ich am 11. August 2020 gesehen habe, ist
die Landeplatte bzw. Basketballfeld komplett in Ordnung. Sollte der
neue Basketballplatz gebaut werden, reicht es die Basketballkörbe,
deren Fundamente außerhalb der eigentliche Landefläche fundamentiert
wurden, zu demontieren. Sind diese Körbe demontiert, sind keine
weiteren Kosten notwendig. Selbst wenn der SNIPES-Court nicht gebaut
werden sollte, muss auch die Betonplatte nicht, wie in der Vorlage
aufgezeichnet, für den Spielbetrieb neu präpariert werden – wenn
dies in den letzten Jahrzehnten überhaupt passiert ist. Der
Untergrund ist in Ordnung. Diese Instandhaltungsmaßnahmen halte ich
deshalb für vorgeschoben. Außerdem sollen, wie in der Vorlage
geplant, die Entsorgungskosten in Höhe von 42.500,- € zu Lasten der
Stadt Köln gehen. Würde dieser luftfahrthistorische Ort erhalten,
entfallen diese Kosten.
Ich bin gerne bereit Fotos und Text
für eine Infoplatte kostenlos zur Verfügung zu stellen und könnte
auch die Gestaltung übernehmen. Vielen Dank
Werner
Müller
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