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     Gerhard Fieseler - der Kunstflugweltmeister aus dem Kreis Bergheim
 
 
Über Gerhard Fieseler (* 15. April 1896 in Glesch; † 1. September 1987 in Kassel) wurde sehr viel geschrieben. Nachdem er im Juni 1934 den Titel als Kunstflugweltmeister errang, betätigte er sich als Flugzeugkonstrukteur. Legendär sind das von ihm gebaute Flugzeuge Fieseler Fi 156 "Storch" sowie des Marschflugkörper Fieseler Fi 103m oder besser als V1 bekannt. Über Gerhard Fieseler wurde sehr viel geschrieben. Lesenswert ist aber auch seine Autobiographie "Meine Bahn am Himmel". Daher möchte ich auf dieser Seite nur etwas über die Verbindung von Gerhard Fieseler mit dem Butzweilerhof veröffentlichen.


 
Das Geburtshaus von Gerhard Fieseler in Glesch
Das Geburtshaus von Gerhard Fieseler in Glesch.
Gerhard Fieseler wurde am 15. April 1896 in Glesch - ca. 10 km westlich von Köln - geboren. 1904 zog die Familie nach Bonn.
In Bonn betrieb der Vater die Firma „Aug. Fieseler Buchdruckerei“. Dort half der junge Gerhard als Botenjunge aus. Dabei wurde sein Interesse für Technik geweckt. Sein Hobby wurde der Bau zahlloser Flugzeugmodelle. 
Zu dieser Zeit begannen die Flugpioniere ihre Experimente. Allerdings testeten Bruno Werntgen und sein Freund der spätere Fluglehrer Jakob "Köbes" Möltgen ihre Flugapparate in der Festungsstadt Köln. Damit verbunden war ein sehr strenges Flugverbot, weshalb Bruno Werntgen seine Firma nach Bonn-Hangelar verlegen musste.
Hier wurde der junge Gerhard auf ihn aufmerksam.

Glesch Gebirtsort von Gerhard Fieseler
Der Geburtsort Glesch liegt ca. 10 km westlich von Köln.

















Marke zu Werntgen´s Flugzeugwerken in Bonn
Auszug aus seinem Buch "Meine Bahn am Himmel":
Anfang 1912 wohnte der 19jährige »Aviatiker« Werntgen mit seiner Mutter in Köln, wo auch seine beiden Dorner-Eindecker standen. Da Köln Festung war, mußte er die Stadt verlassen und kam mit seinen beiden »Aeroplanen« nach Bonn.
Seine Eindecker standen auf der Hangelarer Heide auf der rechten Rheinseite in einem Zelt, das die Bonner Husaren ihm zur Verfügung gestellt hatten. Der Generalanzeiger brachte lange Berichte über ihn. Für mich stand fest, daß ich mit ihm sprechen mußte.
Fünfmal fuhr ich mit dem Fahrrad zu seinem Standort, ohne ihn anzutreffen. Dann, an einem Sonntagnachmittag, erlebte ich zum erstenmal das Schauspiel eines Fluges.
Als Werntgen startete, stand ich dicht neben seiner Dorner. Aus nächster Nähe beobachtete ich den Start. Nach einer großen Runde setzte et zu einer wunderbar weichen Landung an. Ich war begeistert: Alles, was ich bisher nur aus Meldungen und trockenen Berichten wußte, durfte ich hier mit eignen Augen miterleben. In einer wahren Hochstimmung, wie ich sie noch nie erlebt hatte, fasste ich den Plan, Flieger zu werden. Mir war alles sonnenklar, so daß ich mich völlig entspannt, ja, erleichtert fühlte.
Einmal erklärte sich sogar mein Vater bereit, mit mir auf die Hangelarer Heide zu wandern, wo in dein Husarenzelt die beiden Dorner-Eindecker von Werntgen standen. Eintritt: 3o Pfennig, Kinder die Hälfte. Ich betrachtete die großen Vögel mit Kennerblick, denn ich wusste längst, wie ich den Aufbau zu beurteilen hatte. Vater jedoch zeigte nicht das geringste Interesse.
Werntgen unterhielt sich mit einer Gruppe von Besuchern.
Auf dem Heimweg sagte Vater kein Wort. Erst als wir schon wieder in der Stadt waren, meinte er in seiner trockenen Art: „Dieser junge Mann wird nicht lange leben. Ein Angeber, der sich wie ein Held vorkommt. Auch seine reiche Mutter fühlt sich in ihrer Rolle wohl. Die ganze Fliegerei betrachte ich als einen Drahtseilakt im Zirkus ohne Netz.“
„Aber in den Zeitungen werden die Flugleistungen doch ernstgenommen. Früher glaubte ja auch keiner an die Eisenbahn, und jetzt fährt jeder damit.“
„Du meinst also wirklich, Fliegen hat Zukunft?“
Ich wies auf die sensationellen Flüge der Brüder Wright, Bleriots und der vielen anderen Piloten hin. Dem Franzosen Pegoud war ein Jahr zuvor der erste Looping gelungen. Doch statt mir zuzustimmen, geriet mein Vater in sichtliche Erregung. In diesem Zustand war mit logischen Argumenten nicht gegen ihn anzukommen.
„Du bist Lehrling und hast meinen Anordnungen zu folgen. Zeige im Beruf dein Können und schlage dir endlich deine verrückten Ideen aus dem Kopf. In meinem Haus will ich keine Flugmodelle mehr sehen. Dieses Verbot schreib dir hinter die Ohren!“
Meine Enttäuschung war groß.
...
Als ich am 25. Februar 1913 abends vom Schwimmen nach Hause kam, empfing mich meine Mutter aufgeregt: „Hast Du gehört, Bruno Werntgen ist abgestürzt. Tot!“ Sie sah mich mit großen Augen erwartungsvoll an. „Damit habe ich gerechnet, Mama.“ Antwortet ich.
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Aber Gerhard Fieseler ließ sich nicht beirren und verfolgte seinen Traum weiter.
 


 
Allerdings lief der Dienst am Vaterland zuerst ganz anders als gedacht. Nach dem Hinweis eines Freundes, dass in Cöln eine Fliegerstation gebaut wurde, bewarb sich Fieseler, um Pilot zu werden. 
Gerhard Fieseler beschreibt diese Zeit auf dem Butzweilerhof in seinem Buch "Meine Bahn am Himmel" wie folgt:

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Die Druckerei war inzwischen geschlossen, weil fast alle Mitarbeiter eingezogen waren. Aufträge gingen nicht mehr ein. Ich nahm deshalb bei der bekannten Drucker& DuMont Schauberg in Köln, wo auch die »Kölnische Zeitung gedruckt wurde eine Stellung als Maschinenmeister an. Ein halbes Jahr später traf ich zufällig einen Schulfreund, dem ich von meinem kurzen Besuch in Johannisthal erzählte.

Fliegerstation Butzweilerhof im Bau 1912 oder 1913
Am 15. September 1912 wurde der Grundstein für die Fliegerstation gelegt. Auf diesem Foto aus der Bauphase des Butzweilerhofs erkennt man die Hallen I und II, wobei noch die Werft (etwas zurück gesetzt zwischen den beiden Hallen) sowie die Baracken fehlen.
»Da war's schnell wieder aus mit der Fliegerei« schloss ich meinen Bericht. »Aber ich werde es bestimmt noch mal versuchen.“
„Hast du denn nicht gehört, dass draußen am Butzweiler Hof eine Fliegerersatzabteilung aufgestellt wird?“ fragte der Freund
»Das ist mir völlig neu! Weißt du das ganz genau? Wo ist das denn?“
„Gleich hinter Ehrenfeld. Zwei Flughallen sollen bereits fertig sein.“
Deutschland besaß bei Kriegsausbruch acht Fliegerabteilungen, die mit Tauben oder Doppeldeckern flogen. Erst nach Beginn des Krieges erkannte man die fundamentale Bedeutung des Flugzeuges. Als deutlich wurde, daß der Krieg länger dauern würde, stellten die kriegführenden Staaten, mit Ausnahme von Russland, gigantische Flugzeugprogramme auf. Unter großen Anstrengungen begann man, in neuen Fabriken bessere Flugzeuge zu bauen. Zahlreiche Industriefirmen stellten sich auf die militärisch so wichtige Aufgabe um. Gleichzeitig begann man mit dem systematischen Aufbau einer Fliegertruppe.
Durch die Nachricht meines Freundes sah ich die Erfüllung meines Wunschtraumes wieder einmal in greifbarer Nähe. Und am nächsten Morgen meldete ich mich bei der Fliegerersatzabteilung 7, im Geschäftszimmer sagte man mir, daß für alle möglichen Tätigkeiten Freiwillige eingestellt würden. Voller Hoffnung füllte ich den Fragebogen aus.
Vier Wochen später erhielt ich den Stellungsbefehl. Zusammen mit mir hatten sich etwa 100 Freiwillige gemeldet, die zu einer Kompanie eingeteilt wurden. Der Kompanieführer, der Feldwebel und die. Unteroffiziere waren altgediente Infanteristen, die zur Fliegerei überhaupt keine Beziehung hatten.
 
 
Strohsäcke auf Betonboden. Unterkunft der Rekruten auf der Fliegerstation Butzweilerhof in der Flugzeughalle 2, die ab 1926 zum Flughafenempfangsgebäude umgebaut wurde. Im Winter sehr kalt.
Nun folgte drei Monate lang von morgens bis abends Infanteriedienst. 'Wir kamen nicht zu. Besinnung. Wer beim Dienst auffiel, wurde angebrüllt und konnte froh sein, wenn es dabei blieb. Die Unterkunft war ähnlich primitiv wie in Johannisthal. Nur lag hier der Strohsack nicht auf einem Holz-, sondern auf dem Betonboden der Flugzeughalle 2, die heute noch steht. Die Waschgelegenheit bestand aus einem Wasserhahn für alle. Aber am schlimmsten war für mich, daß kein Mensch vom Fliegen oder von Flugzeugen sprach. Manchmal hatte ich den Eindruck, bei der Infanterie gelandet zu sein.
Nach Beendigung dieser Ausbildung wurde ich zum Monteurhelfer in der neuen Flugzeughalle 3 »befördert«. Ich musste tanken, die Halle fegen, Flugzeuge putzen und raus- und reinschieben, Nebenbei konnte ich endlich den Flugbetrieb aus der Nähe beobachten. Ich sah vieles, gute und schlechte Landungen, Unfälle, Brüche, Abstürze, Tote. Mein Vorsatz aber, fliegen zu lernen, stand fester als je.
Eines Tages las ich am Schwarzen Brett, daß man sich als Flugschüler melden könne. Sofort schrieb ich mein Gesuch. Zehn Tage später traten die zwei Dutzend Bewerber vor dem Geschäftszimmer des Kommandeurs an. Der Oberleutnant musterte uns im Eiltempo. Er fragte nach Namen, Alter und Beruf.
»Maschinenmeister«, erklärte ich.
»Tauglich«, kam die Antwort.
Am nächsten Morgen fuhren die 15 für tauglich befundenen Anwärter zur Ausbildung nach Berlin-Adlershof, kurz vor Köpenick im Südosten der Hauptstadt. Johannisthal lag auf der anderen Seite des berühmten Flugplatzes.

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Die Fliegerstation Butzweilerhof im Jahr 1915. Im Hintergrund links am Bildrand die Halle III, in der Gerhard Fieseler seine ersten Dienstzeit auf dem Butzweilerhof verbrachte. Zu seinen Aufgaben gehörte es auch Flugzeug rein oder raus zu schieben, wie man es hier auf dem Foto sieht.
Fliegerstation Butzweilerhof
Links die Halle 2 in der die Rekruten schliefen, dazwischen mit Tonnendach die Flugzeugwerft, rechts die Halle 1. In dieser Werft wurde mein Großvater Leo Müller zum Flugzeugmotorenmechaniker ausgebildet. Mehr dazu auf der Seite "Flieger Leo Müller V".

 
Die Fliegerstation wurde immer weiter aus- bzw. umgebaut.
In der Frühzeit der Fliegerstation stand die Halle III an der Nordseite der Halle II und bildete einen Halbkreis um das Flugfeld. Mit zunehmendem Flugbetrieb wurde die Halle weiter nach Norden an die Escherstraße verschoben. Ab 1916 wurde neben der Halle III eine Halle für Riesenflugzeuge gebaut. Die RFA 501 (RiesenFliegerAbteilung) wurde aber erst 1918 von Berlin auf den Butzweilerhof verlegt wurden.
Die Halle III überstand den 2. Weltkrieg unbeschadet, wurde aber dann mit dem Baubeginn der Belgier in den 1950er Jahren abgerissen.  
  
Jagflieger Gerhard Fieseler an der Ostfront. 




An der Front in Mazedonien erwarb sich Gerhard Fieseler auf Grund seines Flugtalents und den damit verbundenen Luftsiegen den Spitznamen "Tiger von Matzedonien". Somit erklärt sich vielleicht auch der ungewöhnliche Name "Tigerschwalbe", den er später für seine Raab-Katzenstein F1 mit der Kennung D-1616 nutzte.. Den "Tiger" übernahm er als Spitznamen unter dem er bekannt war und die "Schwalbe" aus Hochachtung für die wahren Kunstflugmeister.
Diese Maschine wurde spätervon seiner Kollegin Liesel Bach übernomen.

Sein zweites Flugzeug F2 mit der Kennnummer D-2200 trug dann nur noch den Namen "Tiger".

 
 


 
Strecke von Köln Butzweilerhof nach hangelar die Gerhard Fieseler im Rückenflug zurück legte as war Weltrekord
Am 19.September 1927 flog Gerhard Fieseler die Strecke von ca. 30 km vom Butzweilerhof bis nach Hangelar im Rückenflug. Dazu benötigte er 15,5 Minuten. Das war Weltrekord!
Beim Züricher Kunstflugwettbewerb vom 12. bis 21. August 1927 stellte Fieseler mit dieser Maschine einen Weltrekord im Rückenflug von 10 Minuten 56 Sekunden auf. Aber dann kam das 1. Rheinische Flugturnier.
Am Wochenende 17. und 18. September 1927 veranstaltete der „Kölner Club für Luftfahrt“ unter Mitwirkung des Düsseldorfer Aero-Clubs, der Sektion Bonn des Niederrheinischen Vereins für Luftschiffahrt und des Aerodynamischen Instituts an der Technischen Hochschule in Aachen und mit Genehmigung des Luftrats„“ in Köln auf dem Flughafen Butzweilerhof das 1. Rheinische Flugturnier.
Das Turnier, das nach verschiedenen neuartigen Gesichtspunkten zusammengestellt war, erlitt starke Einbuße durch schlechtes Wetter und dem zum Teil damit zusammenhängenden Ausfall eines Teiles der Wettbewerber. So konnte neben dem geringen Publikumserfolg auch nur wenig Erfolg in technischer sowie fortschrittlicher Hinsicht erbracht werden. Von den gemeldeten 26 Bewerbern erschienen nur 14 am Start. Nicht erschienen war u.a. der Kölner Fuglehrer Jakob "Papa" Möltgen mit einer Klemm-Daimler. Weitere Gründe waren  teils Verspätung der Zulassung, wegen Notlandung oder Behinderung durch das Wetter.
Das Programm umfasst einen Pünktlichkeitswettbewerb, einen Ab- und Aufrüstungswettbewerb, einen Orientierungswettbewerb, Geschwaderflüge und Luftreigen der Jungfliegersstaffel des Deutschen Luftfahrt-Verbandes (DLV) sowie Luftrennen und Kunstflüge.
Beworben hatten sich 26 Flieger, u. a. Gerhard Fieseler (mit seiner „Schwalbe“), Siebel, Dr. Gullmann, Martens, Bohne, Seelbach und Croneiß (Jagdflieger) sowie Katzenstein, Raab und einige alte Pourle mérite-Flieger des Weltkrieges. Angemeldete Flugzeugtypen waren u. a.: Messerschmitt M 19, Klemm Daimler L 20, Blancke H 4 B, Raab-Katzenstein Kl. Ic „Schwalbe“, Udet 12 und 12a, Fokker D VII, Albatros L 66a, Dietrich DP Iia, LVG/BIII, BAG/D Iia, MM3 Eindecker und Bäumer G IV „Sausewind“. Anton Riediger aus Ebingen vom Württenbergischer Luftfahrtverband errang mit seiner Daimler-Klemm L 20 einen ersten und einen zweiten Preis und erhielt ca. 3.000 Mark Preis-Geld. Die Pressearbeit übernahm der Propaganda-Ausschuss für das Rheinische Flugturnier im Städtischen Verkehrsamt, Köln, Unter Fettenhennen 19.“

Am darauf folgenden Montag den 19.September 1927 flog Gerhard Fieseler die Strecke von ca. 30 km vom Butzweilerhof bis nach Hangelar im Rückenflug. Dazu benötigte er eine Zeit von 15,5 Minuten. Das war ein neuer Weltrekord.!

Auf Grund der Größe der Stadt Köln, woraus sich auch entsprechend hohe Besucherzahlen ergeben, aber auch der Nähe zu seiner alten Heimat, flog Fieseler öfter in Köln auf dem Butzweilerhof.
1928 fand in Hangelar ein Großflugtag statt. 30 000 Zuschauer verfolgten die Darbietungen von Gerhard Fieseler und der Kunstfliegerin Thea Rasche. Ehrengast war der „Ozeanflieger“ Hauptmann Hermann Köhl, der am 14. August 1927 nach Amerika fliegen wollte. Das Unternehmen scheiterte am schlechten Wetter. An dieser Veranstaltung nahmen auch Mitglieder des Kölner Clubs für Luftfahrt (KCfL) teil. Der Kölner Flieger Jakob Möltgen erhielt ein Silbertablett mit der Gravur: „Zum Großflugtag Hangelar 1928 gestiftet vom Landkreis Bonn“. 
 
Der Kunstflugweltmeister Gerhard Fieseler vor seiner F2 "Tiger" auf dem Butzweilerhof kurz vor Ende seiner Karriere als Kunstflieger.
 
Im Lauf der Zeit nahmen Luftsportveranstaltungen immer mehr zu. Auf Grund seiner Familie und den mit dem Kunstflug verbundenen Gefahren sah er seine Zukunft aber nicht mehr im Bereich Kunstflug. Er wollte Flugzeuge bauen. Einen seiner letzten Flugtag absolvierte er am 14. Juli 1935 in Köln auf dem Butzweilerhof. Dazu stellte er die eigentlich selbstverständige Bedingungen, dass der Luftraum über dem Butzweilerhof frei von anderen Flugzeugen sein musste.
Ein paar Tage später fand sein letzter offizieller Kunstflug in Berlin statt. Fieseler war Vater von zwei Kindern und wusste wie gefährlich der Kunstflug war. Auch er wurde älter und musste eine neue Aufgabe - seinem Alter entsprechend - finden. Außerdem gab es für ihn as Kunstflugweltmeister in diesem Fach keine weitere Herausforderunge mehr.
Sein berühmter Kollege Kunstflieger Ernst Udet war auch bekannt für seine Karrikaturen. Als Erinnerung an den Kunstflugweltmeister Fieseler zeichnete Udet eine Karikatur von Gerhad Fieseler, den es, mit Ketten an den Boden gefesselt, zu einem Kunstflieger zieht, der am Himmel seine Kurven zieht. Diese Karikatur gefiel Fieseler so gut, dass er sie auch in seinem Buch veröffentlichte.

 

Auszug aus seinem Buch "Meine Bahn am Himmel":
Anfahrtsskizze für Besucher des Flugtag von 1934
auf dem Butzweilerhof (Anfahrtswege hier farblich nachgezeichnet).
Als ich hoffen konnte, daß meine Firma nun wirtschaftlich lebensfähig war, reduzierte ich die Zahl meiner Flugtage, um mich voll und ganz meinem aufstrebenden Betrieb zu widmen. Doch bereits vor dem Kampf um den Weltcup hatte ich Anfragen erhalten, die ich nachträglich nicht mehr absagen konnte. Geplant waren Flugtage in Köln und Frankfurt. In Köln waren die Lage des Flugplatzes am Butzweiler Hof und die Verkehrsverhältnisse so ungünstig, daß in früheren Jahren niemand das unternehmerische Risiko hatte übernehmen wollen. Nun aber trat 1934 die Gauleitung der nationalsozialistischen Partei als Veranstalter auf. Es war kaum zu glauben, aber sie brachte in Köln tatsächlich fast eine viertel Million Menschen auf die Beine. Direkt neben dem Flugplatz führte eine Eisenbahnlinie vorbei, und hier baute man für diesen einen Flugtag sogar einen provisorischen Bahnhof! Ab Mittag traf alle fünf Minuten ein Sonderzug ein. Mir ist heute noch unerklärlich, wie der An- und Abmarsch von 250.000 Besuchern so einwandfrei funktionieren konnte. In einem Rahmenprogramm war ich für einen Flug verpflichtet worden. Natürlich hatte man unter Hinweis auf meinen großen Erfolg in Paris wochenlang vorher Reklame gemacht. Entsprechend hoch waren die Erwartungen der teilweise von weither angereisten Zuschauer.

Wenn man sieben Jahre lang Schauflüge ausgeführt hat, verfügt man über große Erfahrungen, weiß, worauf es ankommt und welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen. Ich wußte, wie ich den Kontakt zu den Zuschauern herstellen konnte, und während meines Fluges riß diese Verbindung nicht mehr ab.
Meine Vertragspartner hatten dafür zu sorgen, daß während meines Fluges kein anderes Flugzeug über oder in der Nähe des Platzes war. Musik und sonstige Obertragungen, die sich nicht auf meinen Flug bezogen, hatten, solange ich in der Luft war, zu unterbleiben. Wurden die vereinbarten Bedingungen nicht erfüllt, startete ich nicht.
Im Gegensatz zu einem Wettbewerbsflug, bei dem ich an die Ausschreibungs-bedingungen und die Jury dachte, flog ich beim Schauflug nur für das Publikum. Bei diesen Flügen fühlte ich mich frei, losgelöst, sozusagen in einer anderen Welt, wie in einem Rausch. Für mich war ein programmierter Kunstflug vor einer erwartungsvollen Menschenmenge so etwas wie rhythmische Musik. Mein Flug hinterließ unterschiedliche Eindrücke. Sie spiegelten sich in den Presseberichten wider:
„Man sah kühne Luftakrobatik! - Ein Spiel mit der Gefahr und dem Leben! - Virtuose Beherrschung eines Flugzeugs! Nach der Landung wachte er auf aus einer scharfen Konzentration!“
Einige Wochen später stand ich in Frankfurt am Ende meiner Kunstfluglaufbahn. Am Rebstock hatten sich rund 100.000 Menschen eingefunden. Als ich meine Tiger zum letzten Kunstflug bestieg, beschlich mich ein eigentümliches Gefühl, und nach der Landung war mir so traurig zumute, als hätte ich etwas Unersetzliches verloren, etwas, was ich in sieben Jahren mit Energie höchstem persönlichen Einsatz erdacht, erarbeitet und erkämpft hatte.
Nachdem ich die höchste Stufe der Anerkennung erreicht hatte, wäre es nun an der Zeit gewesen, die Früchte meines Erfolges zu ernten.

Flugtag 1935 Köln Butzweilerhof mit Kunstflugweltmeister Gerhard FieselerFlugtag 1935 Köln Butzweilerhof mit Kunstflugweltmeister Gerhard Fieseler
 
Hier zwei Blätter aus dem Programm des Flugtag von 1935 auf dem Butzweilerhof. Das gesamte Programm finden Sie im Kapitel: "Flugtag 1935".

Fotos unten: Gerhard Fieseler im Gespräch mit dem Polizei-Obermeister der Flugwache Köln Albert Grünberg vor seinem Kunstflug am Flugtag 1932, 1933 oder 1934. Leider kann das genaue Jahr nicht recherchiert werden.
 

Gerhard Fieseler fliegt die F2 Tigerschwalbe beim Flugrag 1935 in Köln Butzweilerhof
 
Nachdem Gerhard Fieseler keine Kunstflüge mehr unternahm, hatte er auch keine Verwendung für seine F2 "Tiger". Das Luftfahrtministerium wollte 1934 die F2 „Tiger“ aufkaufen und einem förderungswürdigen Kunstflugpiloten zur Verfügung zu stellen. Allerdings war dieses Flugzeug nur für sehr erfahrene Piloten geeignet. Allerdings gab es keine Piloten, der die Maschine sicher fliegen konnte, weshalb auf weitere Nutzung verzichtet wurde. Deshalb bekam die D-2200 mit nur 200 Flugstunden einen Ehrenplatz in der Deutschen Luftfahrtsammlung. 1942 wurde die F2 „Tiger“ dort wie viele andere berühmte deutsche Flugzeuge wie z. B. die Do X oder die Caspar C32 von Otto Könnecke, bei einem Bombenangriff zerstört.

Seine erste Maschine "Tigerschwalbe" F1 übernahm die deutsche Kunstflugmeisterin und Freundin Liesel Bach.
 

Die ehemaligen Fieseler F1 "Tigerschwalbe" mit der Lackierung der neuen Eigentümerin Liesel Bach, mit der Kennung D-EVUK und der Werbeaufschrift "LIESEL BACH".
  
1957 - Gerhard Fieseler und der Köner Fluglehrer Jakob "Köbes" Möltgen auf dem Butzweilerhof
1958 trafen sich Gerhard Fieseler und der Kölner Fluglehrer "Pappa" Jakob Möltgen auf dem Butzweielrhof bei den Sportfliegern.
Liesel Bach mit Gerhard Fieseler vor seiner F2 "Tiger" in Hangelar.

 
Die Kunstflugmeisterin Liesel Bach mit ihrem Fluglehrer Jakob "Köbes" Möltgen vor ihrer neuen Maschine, der ehemaligen "Tigerschwalbe" von Gerhard Fieseler. Im Hintergrund die Halle 1 des Flughafen Butzweilerhof.



 
Fieseler Fi 156 Vrgeltungswaffe V1Wie allgemein bekannt widmete sich  Gerhard Fieseler nach Abschluss seiner Kunstflugkarriere dem Aufbau seiner Flugzeugfirma. Die bekanntesten Produkte waren das Kurierflugzeug "Fieseler Fi 156" oder besser bekannt unter dem Namen "Fieseler Storch" und der Langstreckenflugkörper "Fieseler Fi 103" auch als V1 bekannt.
 
In seiner Firma sorgte er für ein sehr gutes Arbeitsklima mit Gesundheitsfürsorge und Betriebssport. Bei Problemen seiner Angestellten mit Angehörigen des III. Reich stellte er sich vor seine Leute.


 
Gerhard Fieseler wurde im Frühjahr 1987 vom Luftfahrtmuseum Butzweilerhof eingeladen, die ihn für sein Lebenswerk an einem seiner wichtigsten Flugplätze ehren wollten. Aber Gerhard Fieseler ließ sich von seiner Frau Ursula auf Grund des schlechten Gesundheitszustands am 1. April 1987 entschuldigen. Fünf Monate später, am 1. September 1987, war es soweit - er trat seinen letzten Flug an.
todesanzeige von Gerhard Fieseler
Goldenes Militär Verdienstkreuz Gerhard FieselerDie Beerdigung fand am 8. September 1987 auf dem Hauptfriedhof von Kassel statt.
Am 3. September 1918 wurde ihm das Goldenes Militär-Verdienst-Kreuz verliehen. Damit verbunden wurde ihm auch ein Ehrensold verliehen, der in den Jahren entsprechend angeglichen wurde. In der Bundesrepublik wurde bis 1956 ein Ehrensold von 25,- DM gezahlt. Dieser Ehrensold wurde ab 1987 auf 50,- DM erhöht. Zu den weiteren Privilegien gehörte auch ein militärisches Ehrengeleit beim Tod des Inhabers. Das Ehrengeleit von Gerhard Fieseler anlässlich seiner Beerdigung wurde von sechs Hauptmännern des Heeres durchgeführt. Obwohl sein Leben mit der Luftfahrt verbunden war und somit eigentlich Hauptmänner der Luftwaffe das Ehrengeleit gebildet hätten, gehörte er ursprünglich - also 1915 - dem Deutschen Heer an. Die Deutsche Luftwaffe wurde erst am 1. März 1935 gegründet. Wie man auch auf diesem Foto sehen kann, wurden ihm noch viele andere Auszeichnungen verliehen.

 
Ehrengeleit am Sarg von Gerhard Fieseler am Tag seiner Beerdigung.


 
Autogramm Gerhard Fieseler
Autogramm Gerhard Fieseler
 
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