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"Warum
mußten wir mit 16 Jahren Flakgeschütze bedienen?" Die Geschichte der Kölner Luftwaffenhelfer |
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von
Hermann Josef Falkenstein
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Die
Vorgeschichte |
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Es war jene Zeit, da wir nicht nur von unseren Lehrern, sondern auch von so genannten „Fähnlein- und Jungzugsführern“ die nicht sehr viel älter als wir selbst war, "erzogen“ wurden. Einige Monate nachdem dieses Foto gemacht wurde, begann am 1.September 1939 mit dem Einmarsch der deutsche Truppen in Polen der 2. Weltkrieg, auf den die Bevölkerung schon längere Zeit vorher durch Rationalisierung von Lebensmitteln und fast allen Gütern des täglichen Gebrauchs vorbereitet wurde. Nun hörten wir täglich im Radio die mit Fanfaren angekündigten Sondermeldungen von dem raschen Vormarsch und Erfolgen der Wehrmacht und Luftwaffe, und sahen in den Zeitungen erstmals, welch verheerende Wirkungen Fliegerbomben nicht nur auf militärische Ziele, sondern auch auf Städte und Ortschaften und deren Einwohner hatten. Dies wurde noch anschaulicher durch Seiten füllende Bilder in Illustrierten und Schaukästen, die an fast allen Plätzen angebracht waren. All dies verfehlte auch auf uns nicht seine Wirkung.
Die trügerische Ruhe aber änderte sich schlagartig, als am 10. Mai 1940 deutsche Truppen in Holland und Belgien einmarschierten, wobei in dieser Nacht der Flugplatz Butzweilerhof in eine strategisch bedeutsame Operation eingebunden war, bei der mit Fallschirmjägerbeladene Lastensegler von JU 52. Transportflugzeugen im Morgengrauen bis kurz vor die belgische Grenze geschleppt und dort ausgekuppelt wurden, um bei dem belgischen Fort Eben Emael zu landen und dieses zu erobern. Die JUs kehrten auf andere Flugplätze zurück, ohne dass die Operation von der Bevölkerung bemerkt wurde. Die Operation war mit der Eroberung der Forts ein voller Erfolg und der Weg nach Antwerpen war für die nachrückenden deutschen Truppen geöffnet. Drei Tage danach, in der Nacht vom 13./14.Mai 1940 wurde Köln erstmalig, und erneut in der Nacht vom 16. und 17.Mai von englischen Bombern angegriffen und mit Bomben belegt. Diese war aber nur der Auftakt zu einer Bomberoffensive, bei der im Juni die Stadt und die Vororte bei zwei Nachtangriffen mit 601 Spreng- und Brandbomben belegt wurde. Während solcher Angriffe standen wir oft in den Kellertüren und verfolgten die Scheinwerfer und das Abwehrfeuer der schweren Flakbatterien, die gelegentlich auch einige Bomber abschossen. Am anderen Morgen suchten wir dann auf dem Weg zur Schule eifrig nach Flaksplittern, die in den Schulpausen dann getauscht wurden. Diese Luftangriffe steigerten sich im Jahr 1941 auf 60, teils schwere Nachtangriffe, wobei wiederholt 2 Angriffe in einer Nacht erfolgten die das Leben der Bevölkerung immer schwerer belasteten und die Zerstörungen und Anzahl der Toten immer größer werden ließen. Während Ängste und Nöte ständig größer wurden, sank die Moral der Leute immer mehr. Nach solchen Nächten während denen wir oft zweimal aus dem Schlaf gerissen und für Stunden in kalten Kellerräumen, die durch Stützbalken provisorisch zu Luftschutzkeller umfunktioniert worden waren verbringen mussten, waren Aufmerksamkeit und Aufnahmefähigkeit am anderen Morgen in der Schule entsprechend gering. Am 22.Juni 1941 mussten wir dann in einer Sondermeldung erfahren, dass das Unternehmen namens „Barbarossa“ mit dem Einmarsch deutscher Truppen in Russland begonnen hatte. Wenn das der Bevölkerung schon den Atem verschlug, so war die Meldung vom 11. Dezember 1941 noch unglaublicher: Hitler hatte Amerika den Krieg erklärt! Wir Jugendlichen und wohl auch die Erwachsenen konnten die Tragweite dieser Meldunge und deren künftigen Auswirkungen vorerst noch nicht erfassen. Zwischen dem alten Jahr 1941 und dem neuen Jahr 1942 erlebten wir eine fast 5-wöchige Pause während der keine direkten Luftangriffe stattfanden und wir etwas Luft holen konnten. Aber gleich einer der ersten Angriffe am 13.März 1942 stellte alles bisher Dagewesene in den Schatten. In der Zeit von 22 Uhr und 24 Uhr wurden 3687 Bomben auf die Altstadt und einige Vororte, wo sich Industrieunternehmen befanden abgeworfen. Erstmals wurden Luftminen mit verheerender Wirkung sowie 104 Sprengbomben und 3547 Brand- und Phosphorkanister abgeworfen, die 247 Brände verursachten, die bis in die Abendstunden des 18. März loderten. All das aber sollte nur der Anfang einer Apocalypse sein in der die Stadt in der Nacht vom 30./31.Mai 1942 mit einem bis dahin in der Kriegsgeschichte einmaligen und unvorstellbar grauenvollen Luftangriff von 1000 Bombern der Royal Airforce in Schutt und Asche gelegt wurde, wobei 486 Menschen den Tod fanden und 5.027 Menschen verletzt wurden. Das Grauen dieser Nacht worüber schon viel geschrieben wurde, ist dennoch mit Worten nicht annähernd erfassbar zu machen, es sei denn, man hat es erlebt, wie in der Folge noch zahlreiche Menschen nicht nur in deutschen Städten und Orten. Wenn es trotzdem darauf noch eine Steigerung gäbe war es die Nacht vom 29.Juni 1943 in der 4377 Menschen ums Leben kamen! Diese Entwicklungen waren von der Reichsführung in den Ausmaßen dramatisch unterschätzt worden, hatte nicht Göring als Oberbefehlshaber der Luftwaffe bei Kriegsbeginn in Überschätzung der eigenen Macht und Stärke großmäulig getönt, er wolle Maier heißen, wenn auch nur ein Flugzeug das Ruhrgebiet erreichen würde! Dann, 2 Jahre später nach dem Untergang der 6 Armee in Stalingrad :.„Jeder steht von diesem Augenblick an im Dienst der Reichsverteidigung. Deutschland stand an 8 Fronten im Abwehrkampf, weshalb der Großteil der regulären Flaksoldaten von der Heimatfront abgezogen wurden.
Während deutsche Truppen an allen Fronten in verlustreiche Rückzugskämpfe verwickelt waren und englische Bomber Nacht für Nacht unsere Städte und Industrien mit immer größeren Mengen Bomben belegten, wurde in Amerika, dass sich bislang noch nicht an den Luftoffensiven gegen Deutschland direkt beteiligt hatte, beschlossen, dies nun doch zu tun!
Die Konsequenzen : In 1943 stehen deutsche Truppen an den Fronten in Frankreich, Rußland, Norwegen, dem Balkan, Rumänien, Griechenland, Italien, Afrika, dem Nordatlantik, und der Heimatfront. Ein Großteil der Soldaten der Heimatverteidigung waren an diese Fronten abgezogen worden. Die Verteidigung der Städte und Industriegebiete konnte daher nur durch Erhöhung der Flakbatterien und des Jagdschutzes erreicht werden. Um den Personalbedarf dafür zu rekrutieren, setzte man ein schon im Jahr 1935 erlassenes Gesetz Ende 1942 in Kraft, und verschickte in den ersten Tagen des Jahres 1943 im Eilverfahren die ersten „ Heranziehungen Bescheide“ an die Eltern der Schüler der Jahrgänge 1926 / 27. Einem solchen Bescheid hatte mein Bruders Hans, Jahrgang 1926, innerhalb von 2 Tagen, wie aus der unten stehenden Kopie ersichtlich Folge zu leisten. Gemäß meinem eigenen Heranziehungsbescheid, der leider verloren gegangen ist, musste ich mich, wie auch einige meiner Klassenkameraden am 5. Januar 1944 um 9 Uhr bei der Schule mit den vorgeschriebenen Ausrüstungen (siehe Liste) einfinden. Es waren nach meiner Erinnerung die Klassenkameraden : Willy Becker, Gerhard Bürger, Günter Breiken, Wolfgang Conzen, Hermen J. Falkenstein, Heinz Forst, Karl Heinz Geil, Karl Heinz Grünewald, Ulrich Kraszinat, Bernhard Krayer, Gerhard Krüger, Heinz Schaefer und Toni Thissen. |
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