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     Werner Voß - Flugschüler auf dem Butzweilerhof
 

vor einhundert JahrenFlugzeugführerabzeichen Preussen Köln ButzweilerhofDeutschland befand sich seit dem 1. August 1914 im Krieg. Zu dieser Zeit war die neue Waffe "Flugzeug" noch kaum einsatzbereit. Die meiste Bewunderung fanden die riesigen Luftschiffe mit ihren spekatakulären Angriffen auf feindliche Städte. Dazu gehört z.B. auch der erste Angriff des Luftschiffs Z VI "Cöln" auf Lüttich. Trotzdem eroberten die "schwerer als Luft"-Luftfahrzeuge nach und nach ihre feste Position am Himmel. Am Anfang wurden Flugzeuge über den Fronten zur Luftaufklärung eingesetzt.
Diese Aufklärer mussten aber sehr schnell von eigenem Jagdschutz begleitet werden.
Aus diesem Grund wurden Jagdstaffeln aufgestellt die die Aufklärer schützen sollten. Zu dieser Aufgabe gehörte auch das Abfangen von Bombern die die eigenen Truppen bedrohten. Am Anfang des Krieges schoss man noch mit Pistolen aufeinander. Die starr eingebauten Maschinengewehre wurden erst später eingebaut.
Somit wurden nebenbei neben Beobachtern auch immer mehr Jagdflieger ausgebildet. Aber auch das war Neuland in der Luftfahrt. Aus diesem Grund schrieb Oswald Boelcke, der Vater der deutschen Luftkampftaktik, dazu die "Dicta Boelcke". 


Werner Voß - Nr. 4 der deutschen Luftasse
Werner Voß wurde am 13. April 1897 in Krefeld geboren. Sein Vater arbeitet als Färber. Neben Werner gab es noch die vier Geschwister Margret Rose, Katherine, Otto und Max.
Mit Kriegsausbruch trat er mit 17 Jahren freiwillig in Krefeld in das 2. Westfälische Husaren-Regiment Nr. 11 ein. Dieses Husaren-Regiment war auch unter dem Spitznamen "Krefelder Tanzhusaren" in ganz Deutschland bekannt. Wie auch sein späterer Freund Manfred von Richthofen, der zu Beginn des Krieges als Ulan auch in einer berittenen Einheit diente, erkannte er sehr schnell, dass die Kavallarie in einem modernen Krieg keine Zukunft hatten. 
 
Hauptwache der Fliegerstation Köln Butzweilerhof
Die Fliegerstation Köln Butzweilerhof
Hier lernten u. a. auch Manfred von Richthofen und Gerhard Fieseler.
Aus diesem Grund meldete sich Werner Voß zur Fliegertruppe und traf heute vor einhundert Jahren am Samstag den 6. März 1915 bei der Flieger-Ersatz-Abteilung 7 (FEA 7) auf der Fliegerstation Butzweilerhof in Köln ein. Drei Monate später im Juni 1915 wurde der junge Manfred von Richthofen dort zum Luftbeobachter ausge- bildet. Am 3. Juni bestand er seinen Offizierslehrgang in Beckstadt.
Im März 1916 wurde er dann zum Vizefeldwebel befördert. Dieser Dienstgrad wurde für die sog. Einjährig-Freiwilligen einge- richtet, die nach bestandener Offiziersprüfung in ihrer Eigen- schaft als Offiziersan- wärter auf die Beförderung warteten. 
Im September erhielt er seine Beförderung zum Leutnant der Reserve.
  
Wie der spätere Kunstflugweltmeister Gerhard Fieseler in seinen Memoiren schreibt, waren die Flugschüler und Flugzeugmonteure waren in der Halle 2 - hier im Bild auf der linken Seite - untergebracht. Bitte führen Sie den Cursor für weitere Information über das Bild.
 
Fliegerstation Butzweilerhof

Entfestungskarte der Festung Köln - Mengenischer Front mit Fort III und ButzweilerhofMit großer Wahrscheinlichkeit waren die Flugschüler aber in Fort III Mengenich kaserniert. was spricht dafür?
Manfred von Richthofen, der drei Monate später im Juni 2915 auf dem Butzweilerhof eintraf, schreibt in seinen Erinnerungen:
"Wir fuhren ´rüber auf den Flugplatz".
Die Formulierung "rüber" zeigt, dass die Unterkunft nicht auf dem Butzweilerhof lag, aber in unmittelbarer Nähe.

Da die Flugschüler gefahren wurden, heißt das, dass die Entfernung so groß war, das man einen Fußmarsch nicht in Betracht zog. (Auch unter der Berücksichtigung, dass Soldaten der Luftstreitkräfte nicht gerne laufen - damals und heute.)

Möglich wäre auch eine Unterkunft in Fort IV - Bocklemünd. Dort waren bis Juni 1914 das Luftschifferbatallion Nr. 3 untergebracht. Auch handelt es sich um eines der drei großen Forts des Kölner Festungsrings. Für dieses Fort spricht auch, dass neben der regulären Stammbesatzung auch zusätzlicher Wohnraum für externe Truppen (wie z. B. das Luftschiffer Btl. Nr. 3) vorhanden waren. Aber leider gibt es keine entsprechenden Informationen.

Fort III im Hintergrund die Flugzeughallen 3 und 4 der Fliegerstation Butzweilerhof
Fort III - Mengenich - im Hintergrund die Flugzeughallen 3 und 4 der Fliegerstation Butzweilerhof












Luftbild Fort III Mengenich
Luftbild des Fort III
















Unten: Fort IV in Köln-Bocklemünd
Auch hier wäre eine Unterbringung der Flugschüler vom Butz möglich gewesen.
Weitere Informationen zu Fort IV finden Sie hier.
"Das Fort der Luftstreitkräfte - Fort IV"


Fort IV Köln Bocklemünd

Werner Voss und Manfred von Richthofen
Die Freunde Werner Voß und
Manfred von Richthofen
Familie Voss mit Richthofen
Sommer 1917, Krefeld, Familie Voß mit Manfred von Richthofen
Bitte führen Sie für näheren Erklärungen den Cursor über das Foto.
Im November wurde Werner Voß zur berühmten Jasta 2 (Jagdstaffel 2) versetzt. Zu dieser Zeit war die Jasta 2 die beste Fliegerstaffel des Deutschen Reichs mit den Fliegerassen Manfred von Richthofen, Carl Bolle, Erwin Böhme und Max von Müller.

Mit Manfred von Richthofen verband ihn bald eine gute Freundschaft, die sich bis in die Familie Voß zog. Wie auf dem Bild rechts zu erkennen ist, wurde Richthofen von der gesamten Familie Voß begrüßt.

Butzweilerhof
Fliegerstation Butzweilerhof vorne ein Schießkreis für Zielübungen und Justage von Bordwaffen.
Werner Voß legte Wert auf korrekte und ordentliche Kleidung. Er scherzte gerne, dass er, falls er gefangen genommen wird, gegenüber den Damen in Paris einen guten Auftritt haben möchte.


Fluglehrer Werner Voss auf der Fliegerstation Butzweilerhof
Fluglehrer Werner Voß im Kreis von Fliegerkamerade auf der Fliegerstation Butzweilerhof.
Orden die Werner Voß im Lauf seiner Flieger-karriere verliehen bekam.
 

Pour le Mérit
 
 
 
Fürstlicher Hausorden von Hohenzollern, Ritterkreuz mit Schwertern
Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern

 
 
Eisernes Kreuz 2. Klasse
Eisernes Kreuz 2. Klasse
 
 
Eisernes Kreuz 1. Klasse
Eisernes Kreuz 1. Klasse
 

In der Zwischenzeit hatte sich seine fliegerische Begabung herum gesprochen und so wurde er im Februar 1916 als Fluglehrer zur Flieger-Ersatz-Abteilung 7 zurück auf den Butzweilerhof versetzt. Im März 1916 wurde Voß zum Vizefeldwebel befördert und zum Kampfgeschwader 4 versetzt. Ob dies sein eigener Wunsch war oder vom Oberkommando befohlen wurde ist nicht bekannt.
 
Als ersten Luftsieg im Jahr 1917 schoss er Captain Daly ab. Später besuchte er Captain Daly im Hospital.

Am 8. April 1917 erhielt Werner Voß den Pour le Mérit.

Am Dienstag den 29. Mai 1917 besuchte Leutnant Voß seine alte Schule auf dem Flugplatz Butzweilerhof und trug sich in das Gästebuch ein.

 
 
Werner Voss mit seinem Motorrad.Während seiner Freizeit liebte er es, mit seinen beiden Monteuren Karl Timms und Christian Rueser in einem Monteursoverall an seinem Motorrad herum zu schrauben. Dadurch konnte er auch technische Änderung an seinen Flugzeugen selbstständig durchführen.

Während seiner Zeit bei der Jasta 2 erzielte er 28 Luftsiege. Eine Liste seiner  Luftsiege finden Sie hier. In den letzten drei Wochen vor seinem Tod erkämpfte Voß mit einem Prototyp, einer Fokker F.I 103/17, 22 weitere Luftsiege. Im Mai 1917 wurde Werner Voß zur Jasta 5 versetzt und erzielte dort bis Ende Juni seinen 34. Luftsieg.

Zwischen dem 15. und 17. September traf sich Werner Voß mit Anthony Fokker in Schwerin um die technischen Besonderheiten der Fokker F.I 103/17 zu besprechen, angeblich aber auch um angeblich die Erfolge seiner Luftsiege mit dieser Maschine zu feiern. Offiziell gibt es dazu aber keine Dokumente. (Danke für diese Informationen an Siegfried Missalla.)

Sein letzter Tag
 

Die Brüder Max, Werner und Otto Voss
Die Brüder Max, Werner und Otto Voß an dem Tag, an dem Werner Voß fallen sollte. Aufgenommen nach dem Mittagessen mit seiner Privatkamera und Selbstauslöser. Danach flog Werner Voß seinen letzten Einsatz.
Am Sonntag den 23. September 1917 besuchten ihn seine beiden Brüder Max, ein sechzehn Jahre alter Unteroffizier, und Otto, der als Leutnant im Heer diente. Die drei Brüder aßen zu Mittag. Dabei fiel den beiden Brüdern auf, dass Werner einen abgespannten Eindruck machte. Auch seine ansonsten stets korrekte Kleidung war unordentlich.
Vormittag schoss er gegen 9:30 Uhr noch eine Airco DH4 ab. Am Nachmittag  stand ein Patroullienflug auf dem Dienstplan. Dazu trug er unter seinem Fliegeroverall wie immer ein ziviles Seidenhemd über dem er seinen Pour le Mérit trug. Er startet zusammen mit vier anderen Poiloten, die allerdings ältere Maschinen flogen. Auf Grund seiner neuen Fokker DR1 gewann er einen großen Vorsprung und verlor bald den Kontakt zu seinen Kameraden. 
Gegen 18:30 Uhr traf er über Poelkapelle auf sieben britische S.E.5 der 56th Squadron einer Elietestaffel mit guten Piloten. Zum Erstaunen der Briten setzte sich die deutsche Maschine aber nicht ab um im Bereich der deutschen Front durch Flak geschützt zu werden, sondern griff alleine die sieben britischen Flieger an. Zwei der britischen Flugzeuge schoss er ab, was sein 47. und 48. Luftsieg bedeutet. Während seines letzten Gefechts flog er so geschickt, dass jede der britischen Maschinen Treffer einstecken musste.



S.E.5
Die verbesserte SE.5a der 56th Squadron von Lt. McCudden. Diese Maschine war mit 205 km/h schneller als die Fokker DR 1. McCudden ließ den Motor so einstellen, dass er auch in großen Höhen keine Probleme verursachte.


Lt. James McCudden, einer der höchst dekorierte britische Jagdflieger, war einer der Piloten die gegen Werner Voß kämpften. Er erinnerte sich wie folgt:
„Ich beobachtete, daß die Bewegungen des Dreideckers plötzlich sehr regellos wurden und dann sah ich ihn in ziemlich steilem Winkel abwärts sausen. Ich beobachtete den Absturz, der erst am Erdboden endete. Dort zerstob die Maschine in tausend Stücke, sie schien sich buchstäblich in Pulverstaub aufzulösen. [...] Solange ich lebe, werde ich mit Bewunderung an jenen deutschen Flieger zurückdenken, der zehn Minuten lang als einzelner gegen sieben von uns gekämpft hatte und dabei jeder unserer Maschinen Treffer beigebracht hat. Seine Flugfertigkeit war wundervoll und sein Mut erstaunlich. Nach meiner festen Überzeugung ist er der tapferste deutsche Flieger, den ich je den Vorzug hatte, kämpfen zu sehen.“













Gegen 18:40 Uhr schlug Werner Voß mit seiner Maschine nördlicher einer Pflaumenplantage bei Frezenberg in Belgien auf. Der Aufprall war so heftig, dass nur sein Seitenruder intakt blieb.

Leider ist nicht bekannt wo sich ein Grab befindet. Die Maschine stürzte zwischen den Fronten ab. In den nächsten Tagen wurde dieses Gebiet von Artillerie umgepflügt. Nach Aussagen von britischen Soldaten wurde seinen Leichnam in einem Schützengraben beigesetzt. Die Lage ist leider unbekannt. Um trotzdem Werner Voß zu gedenken, wurde sein Name auf einer großen Grabplatte in Langenmark in Belgien, zusammen mit anderen deutschen Soldaten, verewigt.

Werner Voß wurde zwanzig Jahre alt.
 
Gedenkplatte auf Fort I in Köln-Bayenthal für die gefallenen Angehörigen des Fliegerbataillon Nr 3, zu dem zeitweise auch Werner Voß und Manfred von Richthofen gehörten. Dieses Foto wurde am 23. September 2017, dem einhundertsten Todestag von Werner Voß auf dieser Seite eingefügt.
 
Gedenkplatte auf Fort I in Köln-Bayenthal für die gefallenen Angehörigen des Fliegerbataillon Nr 3, zu dem zeitweise auch Werner Voss und Manfred von Richthofen gehörten.
 

   
Die Flugzeuge von Werner Voß

Köln war immer schon eine Stadt der technischen Innovationen. Daher wurden in Köln auch von Anfang an Flugzeuge konstruiert oder Einzelteile gebaut.
Die Kölner Flugzeugbaufirma Rex in der Frohnhofstraße in Ossendorf stelle bereits sehr früh Flugzeuge her. Für Werner Voß wurde 1917 die hier rechts abgebildete "Rex-D17" gebaut. Angeblich soll Voß an der Entwicklung mitgearbeitet haben.


Werner Voss an seiner Albatros D III









Werner Voß flog in seiner Dienstzeit an der Front zwei Flugzeuge:
(Links) Seine erste Maschine war eine gelbe Albatros D.III, die an der Seite mit einem Hakenkreuz, das von einem Lorbeerkranz umgeben war, bemalt war. Davor war ein rotes Herz aufgemalt.

Anmerkung: Bei diesem Hakenkreuz handelt es sich nicht um ein Hakenkreuz im nationalsozialistischen Sinn. Das von Werner Voß hatte eine etwas andere Form und Lage als das nationalsozialistische Hakenkreuz. Dieses Hakenkreuz von Werner Voß ist als griechisches Siegessymbol zu werten.



Unten: ein Foto dieser Maschine vor dem südlichen Ende der Halle 2 der Fliegerstation Butzweilerhof. Wahrscheinlich wurde das Foto am Dienstag den 29. Mai 1917 gemacht, als Werner Voß den Butzweilerhof besuchte. Damals trug er sich auch in das Gästebuch der Fliegerstation ein.

Werner Voss am 29.Mai 1917 auf der Fliegerstation Butzweilerhof

Seine letzte Maschine war eine Fokker DR.1 mit einem auffälligen Gesicht auf der Motorhaube. Mit dieser Maschine trat er auch gegen sieben britische Maschinen vom Typ S.E.5a der britischen No. 56 Squadron an.
Werner Voss DR1Dieses Foto wurde am 29. Mai 1917 auf seiner alten Fliegerschule, der Fliegerstation Cöln Butzweilerhof aufgenommen, wo er zu Besuch war. Im Hintergrund die Halle 2 der Fliegerstation.
 
Nachbau der Fokker DR1 mit der Bemalung von Werner Voss
 
 
 







 
 
In britischen Quellen ist zu lesen, das 1920 die Mutter von Rhys-Davids, einer der Piloten die Voß abschossen, dem Imperial War Museum in London das Seitenriuder der Fokker F.I 103/17 übergab. Anmerkung: Auf einigen Fotos ist ein gelbes Seitenruder zu finden. Dies ist falsch. Wie auf diversen Bilder zu sehen ist, handelte es sich bei der Maschine von Werner Voß um ein weißes  Seitenruder. Auch hätte gelb farblich nicht zu der grün-weißen DR1 gepaßt.
  
  
Hier finden Sie Filme die in nachgestellten Szenen den letzten Luftkampf von Werner Voß veranschaulichen.





  
  
Zum Tod von Werner Voß vor einhundert Jahren wurden folgende Zeitungsartikel veröffentlicht:

Krefeld - die Geburtsstadt von Werner Voß
Westdeutsche Zeitung
"Vor 100 Jahren starb der 20-jährige Werner Voß"

Rheinische Post - online
"100. Todestag von Jagdflieger Werner Voß"

Leider bestand in den Kölner Medien kein Interesse an der Geschichte des Flugschülers und Fluglehrer Werner Voß von der Kölner Fliegerstation Butzweilerhof.
   
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