Für
den technischen Erfolg eines Kampfflugzeuges gibt es neben der
Geschwindigkeit und der Bewaffnung einen weiteren wichtigen Faktor
- die Tarnung. Dazu gab es in den Anfängen der Luftfahrt, zumindest
auf deutscher Seite, Experimente,
um die Wirksamkeit verschiedener Tarnmuster zu erproben. Sobald sich
aber das Wetter änderte, war die Tarnung oft wirkungslos, da die
Bemalung nicht mehr der Umgebung entsprach.
Die optimalste Tarnung ist natürlich die Unsichtbarkeit. Diese Unsichtbarkeit
versuchte man durch Bespannung der Tragflächen mit Cellon zu erreichen.
Diese Bespannung wurde auch als D-Bespannung (Durchsichtige Bespannung)
bezeichnet. Cellon ist ein transparentes Material aus Acetatcellulose,
dass 1901 als
Ersatz
für
die explosive Nitrocellulose bei IG Farben entwickelt wurde. Insgesamt
bestand die Bespannung aus Cellon mit einer Stärke von 0,4 mm.
Für
den Einsatz wurden herkömmliche Flugzeugmuster wie z. B. Albatros
B. III, aber auch größere
Maschinen wie z. B. der Bomber R.I 8/15 genutzt.
Diese Versuche
fanden auf dem Flugplatz Berlin-Döberitz statt.
Über
die Fortschritte bei der Entwicklungen auf dem Gebiet der Cellonflugzeuge
wurde
Carl Duisberg,
als
Leiter der IG Farben,
auf dem
Laufenden
gehalten.
Auf dieser Seite sehen Sie die geheimen Projektpapiere aus dem
Jahr 1916.
Die
mit Cellon bespannten Flugzeuge hatten allerdings ein paar Nachteile.
So
reflektierte das Cellon bei Sonneneinstrahlung das Licht sehr stark
bis hin zur Totalreflextion. Damit
wurde natürlich das Gegenteil der gewünschten Unsichtbarkeit erreicht.
Dann hatte
Cellon noch einen anderen entscheidenen Nachteil: Bei feuchter
Witterung wie z. B. Regen dehnte sich das Cellon. Die Bespannung
bekam Falten womit die Tragfläche ihren Auftrieb verloren
und flatterten. Dieses Flattern der Bespannung führte dann auch zum
Ausreißen der bespannung und somit zum Absturz.
Insgesamt war diese Bespannung sehr stabil. Währe es allerdings
infolge von Beschuss zu einem auch nur kleinen Loch gekommen,
wäre diese Bespannung komplett aufgerissen. Somit wurde
die Maschine als nicht sehr sicher eingestuft.
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Im
Begleitbrief zu dieser Photopräsentation erwähnt Dr.
Nauber am 28. Oktober 1916, dass die Bildung von "Kummerfalten"
durch Änderungen
behoben wurden. Um welche Änderungen es sich dabei handelt, erwähnt
er leider nicht. Die Versuche müssen damals so weit fortgeschritten
sein, dass über
die Beschaffung des benötigten Materials nachgedacht wurde.
In einer betriebsinternen handschriftlichen Notiz erklärt Carl Duisberg:
" D
-C
Nach
Mitteilung von Leutnant Neubert von der Flieger Inspektion Berlin
sind für unsichtbare Flugzeuge, System Libelle, 50000 Kilo
Cellon pro Monat erforderlich. In Ermangelung desselben werden
Cellonfenster eingesetzt. Bis jetzt ist das Quellen oder Werfen
der Cellonplatten der Anwendung
noch hinderlich.
Nitrocellulose geknetet, gibt leider allzuleicht brennnbares Cellon. Überzieht
man Cellonplatten mit Nitrocellulose, so bleiben die Platten statt 2 Stunden
6 Stunden planparallel aber leider nicht auf die Dauer.
C
D 24/9 16"
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Bei
den Maschinen, mit denen Leutnant Dr. Neubert arbeitet, handelte
es sich um Jagdflugzeuge. Aber es gab auch Versuche mit Bombern
und sogar mit Riesenflugzeugen. Bis 1918 gab es zwei R(iesenflugzeug)-Abteilungen.
Eine in Berlin-Döberitz und eine zweite in Köln Butzweilerhof,
wo schon 1916 extra für diese Flugzeuge
eine Riesenflugzeughalle gebaut wurde.
Auf
diesen Photos ist ein Riesenflugzeug vom Typ VGO I mit Cellonbespannung
zu sehen, dass am 10. März 1917 in die Luftschiffhalle in
Staaken geflogen ist.
Links:
Ein
Linke-Hoffmann R.I 8/15. in der Fabrik. Deutlich ist hier die bereits
vollendete Bespannung des Hecks mit Cellon zu sehen. |
Hier
ein Linke-Hoffmann R.I 8/15. Wahrscheinlich handelte es sich bei
diesen Fotos um den Versuch, auch größere Maschinen
wie z. B. Bomber mit Cellon zu bespannen. |
Hier
links im Bild das Vorderteil einer Linke-Hoffmann R.I 8/15. Die
Maschine durfte nur in diesem vorderen Bereich von den Piloten
betreten werden.
Auch wenn das Cellon insgesamt gute Eigenschaften als Bespannungs-material
bewies, führten schon kleine spitze Gegenstände zu einer sofortigen
Beschädigung. |
Eine
Aviatik C. I wird auf diesem Bild durch den Stab des General Luftstreitkräfte
inspiziert. |
Über
einen Fronteinsatz der unsichtbaren Flugzeuge, auch als Versuchsflugzeug, ist nichts bekannt.
Trotz
der oben beschriebenen Probleme, wurde
das Material Cellon später für die Luftfahrt weiter
verwendet.
So nutzte einer der visionärsten Fugzeugkonstrukteuer der deutschen
Geschichte, Walter Horten, das verdickte Material als Cockpitverkleidung
für
die Horten Ho V c, die er auf dem Flugplatz Köln-Ostheim konstruierte. |
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